Kuriose Fakten über die deutsche Sprache

Mark Twain soll einmal gesagt haben: „In der deutschen Sprache hat ein Mädchen kein Geschlecht aber eine Rübe schon“. Was wir deutschen Muttersprachler einfach als gegeben hinnehmen, sorgt bei Deutsch Lernern, das ein oder andere Mal zur Verwirrung und einem ungläubigen, vielleicht sogar leicht verzweifeltem Kopfschütteln.

Und wenn Mark Twain das so gesagt hat, muss man ihm ja auch irgendwie recht geben, denn, als ob es nicht schon genug wäre, dass die Nomen der deutschen Sprache neben den Geschlechtern maskulin und feminin auch noch ein neutrales „das“ haben, darf man sich als Sprachkurs Teilnehmer durchaus über den Sinn oder Unsinn Gedanken machen…

Wir haben hier mal ein paar Fakten von deutschen Sprachkuriositäten, nützlichem und unnützem Wissen, rund um die deutsche Sprache, zusammen gestellt.

1. Kennen Sie das Gegenteil von durstig?

Nein? Na, können Sie auch nicht, es gibt keines! Aber warum ist das so? Vielleicht, weil es in Deutschland nicht ganz so heiß und trocken ist wie in manch anderen Ländern? Bei einer kleinen Umfrage im Sprachkurs mit Teilnehmern aus verschiedenen Ländern, konnte diese Theorie aber schnell widerlegt werden. Zwar gibt es in Saudi Arabien gleich zwei Gegenteile von durstig, aber auch in Norwegen gibt es zumindest ein Gegenteil davon und da ist es ja wohl kühler als in Deutschland.

2. Warum sind eigentlich die Buchstaben auf dem Tastatur nicht alphabetisch sortiert? Wäre doch viele einfacher!

Um dies zu erklären müssen wir zurück ins Jahr 1868, da hat nämlich der Buchdrucker und Erfinder Christopher Latham Sholes seine Schreibmaschine, zum Patent angemeldet. Da sich bei früheren Modellen, wo die Buchstaben noch in alphabetischer Reihenfolge angeordnet waren, die Buchstabenhämmerchen ständig verhakt haben und einen Buchstabensalat produziert haben, hat er die Tasten neu angeordnet. Tasten, häufig verwendeter Buchstabenkombinationen, liegen bei Sholes weit auseinander, damit sich die Hämmerchen nicht mehr so einfach berühren. So haben zum Beispiel die Buchstaben A und L oder S und P, die häufig in Kombination vorkommen, einen sehr großen Abstand. Das Tastaturlayout mit QWERTY als Abfolge der obersten Zeile entwickelte Sholes für die englische Sprache. In Deutschland lautet die Abfolge QWERTZ. Sie unterscheidet sich nur geringfügig von dem Original. Aber das erklärt auch weshalb noch heute die Position der Buchstaben auf der Tastatur von Land zu Land und somit auch von Sprache zu Sprache variiert. Das Layout Sholes besteht bei Computertastaturen bis heute fort. Der Grund ist denkbar einfach: Die Macht der Gewohnheit.

3. Die deutsche Sprache und ihre Bandwurmwörter

Der Schrecken eines jeden DAF- Schülers und Grundlage vieler Witze und „Veräppelungen“ der Sprache. Aber welche drei Wörter im Duden belegen denn nun die Siegertreppchen. Auf Platz drei, mit 34 Buchstaben, schafft es die allseits bekannte „Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft“. Platz zwei belegt die „Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung“ mit stattlichen 36 Buchstaben. Und gekrönter Sieger ist die „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ mit stolzen 44 Buchstaben.

4. Mark Twain hat ja bereits mit Schrecken festgestellt, dass wir drei Artikel haben, aber welchen benutzen wir denn eigentlich am häufigsten?

Ungefähr 46 Prozent aller Substantive sind weiblich. Damit liegt der Artikel „die“ klar vor „der“ mit 34% Prozent und „das“ mit nur 20 Prozent. Kann man das nun als klaren Erfolg für den Feminismus werten? Eine seltene Besonderheit, die es tatsächlich auch gibt. Ein Nomen kann drei Artikel haben, dann ändert sich jedoch die Bedeutung des Nomens. Ein Beispiel dafür: das Single, der Single, die Single.

Ob Sie mit den Informationen nun bei der nächsten Gelegenheit prahlen, Sie einfach darüber schmunzeln oder sich über weitere sprachliche Eigenheiten Gedanken machen, überlassen wir Ihnen. Denn dies waren erst mal ein paar wenige Besonderheiten, unserer schönen aber komplexen Sprache, die wir sicher bei zukünftigen Beiträgen weiter beleuchten werden.

Ihre

arCanum Akademie

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Redewendungen machen Sprachen bunt aber auch schwierig zu lernen

Redewendungen machen unsere Sprache bildhafter, bunter und lebendiger und häufig zeichnen sie Bilder, die, wenn man sie wortwörtlich nehmen würde, doch etwas schräg daherkommen. Fast täglich nutzen wir Formulierungen, wie „Tomaten auf den Augen haben“, „jemandem auf der Nase herumtanzen“ oder „auf der Leitung stehen“. Woher kommen denn diese Phrasen? Was wollen sie uns sagen? Gibt es einen Unterschied zu Sprichwörtern und gibt es ein und dieselben Redewendungen auch in anderen Sprachen? Das alles wollen wir in unserer neuen Blog-Reihe mal genauer unter die Lupe nehmen.

Zunächst einmal ein Blick auf die Wissenschaft:

Der wissenschaftliche Begriff für Redewendungen ist Phraseologismus oder Idiom. Redewendungen stehen aufgrund ihrer Gesamtbedeutung in einer festen Wortverbindung zueinander, sind aber dennoch nicht an eine feste Satzform gebunden. Diese Wortverbindung ist ein besonderer Fall der Kollokation. Kollokation ist ein linguistisches Phänomen und ein Überbegriff dafür, wenn Worte häufig zusammen mit bestimmten anderen Worten auftreten (z.B. ein Ziel erreichen/setzen/verfolgen). Im Fall von Redewendungen sind diese Worte festgelegt (z.B. den Gürtel enger schnallen).

Der Unterschied zwischen Redewendung und Sprichwort

Die Begriffe „Sprichwort“ und „Redewendung“ werden oft gleichbedeutend verwendet. Dabei unterscheiden sie sich maßgeblich im Sprachgebrauch. Sprichwörter enthalten meist Weisheiten, sei es in Form von Lebensregeln, Erfahrungen oder Warnungen. Im täglichen Sprachgebrauch passen sie oft nur in einen ganz bestimmten Zusammenhang, manchmal reimen sie sich auch. Bei Sprichwörtern handelt es sich immer um feste Satzgefüge, die nicht in Teilen oder in einer anderen Wortreihenfolge funktionieren.

Redewendungen hingegen sind Sinnbilder, bildhafte Wendungen, die man noch heute benutzt, manchmal ohne den tieferen Sinn dahinter zu kennen oder zu hinterfragen. Die Bestandteile von Redensarten sind im Gegensatz zu Sprichwörtern viel flexibler, sie ergeben keinen vollständigen Satz und können (und müssen) dem entsprechenden Satzzusammenhang angepasst werden. Der Sinn einer Redensart ist bildhaft, daher nicht immer eindeutig, besonders Nicht-Muttersprachler haben häufig Schwierigkeiten, die Bedeutung eines solchen Sprachbildes zu verstehen.

Dass die beiden Begriffe oft synonym verwendet werden, liegt daran, dass die Grenzen manchmal verschwimmen und sich einige Redewendungen im Laufe der Zeit durch den Gebrauch in einer bestimmten Satzform zu Sprichwörtern entwickelt haben (z.B. „Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.“)

Und woher kommen sie nun diese Redewendungen?

Heute möchten wir mal 5 deutsche Redewendungen genauer betrachten.

1. „ein Brett vor dem Kopf haben“ – alle deutschsprachigen Leser wissen, das heißt soviel wie nichts verstehen, begriffsstutzig sein oder auch etwas eigentlich Offensichtliches nicht erkennen/sehen. Die Herkunft dieser Redensart ist auf die Landwirtschaft zurück zu führen. Denn im Mittelalter wurden den Ochsen ein Brett oder ein Stück Holz vor die Augen gebunden, dass sie weniger scheuten, weniger störrisch waren und man sie leichter führen konnte. So haben sie buchstäblich nichts gesehen. Weil der Ochse ohnehin das Sinnbild des Dummen ist, könnte sich die Vorstellung entwickelt haben das Brett behindert das Denken.

2. „das kommt mir spanisch vor“ – auch hier wissen Muttersprachler sofort, dass es nichts mit Paella, Flamenco oder Tapas zu tun hat, sondern etwas merkwürdig, fremd und nicht stimmig ist. Diese Redensart kommt wohl aus dem 16. Jahrhundert. Als im Jahr 1519 der spanische Kaiser Karl V. gekrönt wurde, führte dieser zu Hofe spanische Sitten ein. Ganz nach dem Motto „was der Bauer nicht kennt….“, war alles neu und fremd und kam den Deutschen spanisch vor. Den Spaniern kommt so etwas übrigens chinesisch vor: „Esto me suena a chino“.

3. „mit jemandem Pferde stehlen können“ – wenn nun der ein oder andere Deutschlerner denkt oh, oh, hier geht‘s aber kriminell zu, weit gefehlt! Diese Phrase steht für gute Freunde, auf die man sich 100% verlassen kann und mit denen man vielleicht auch mal etwas Verrücktes machen kann. Der Ausdrück rührt aus dem 17 Jahrhundert, damals wurden Pferde als kostbarer Besitz und wertvolle (Arbeits-)Tiere streng bewacht und Pferdediebe sehr hart bestraft. Wollte man also damals Pferde stehlen, brauchte man eine treuen und mutigen Freund, auf den man sich absolut verlassen konnte.

4. „kein Blatt vor den Mund nehmen“ – heißt soviel wie, man spricht unbeschönigt aus, was man denkt, ist offen und direkt. Dieser Ausdruck geht auf eine frühere Theatersitte zurück, bei der sich die Schauspieler ein Blatt wie eine Maske vor die untere Gesichtshälfte hielten und konnten somit Dinge sagen ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.

5. „Daumen drücken“ – wir Deutschen wissen, das heißt viel Glück. In England allerdings drückt man nicht die Daumen für‘s Glück sondern kreuzt die Finger, also schon wieder eine Fehlerquelle für Nicht-Muttersprachler. Aber warum drücken wir denn nun die Daumen? Ein alter germanischer Volksglaube besagt, dass der Daumen der Glücksfinger ist. Er soll eine übernatürliche Kraft haben und damit auch vor bösen Träumen schützen können. Der Daumen ist in diesem Fall auch ein Symbol für einen Kobold: Wird er von den übrigen Fingern fest gehalten, kann er demjenigen, dem die Daumen gedrückt werden, nichts mehr anhaben.

Auch mit dem Blogartikel der nächste Woche folgen wird bleiben wir am Ball und werden dann mal genauer betrachten, ob und wie man Redewendungen in Fremdsprachen anwendet.

Ihre

arCanum Akademie

Weiterführende Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Redewendung

https://www.redensarten-index.de/suche.php

https://de.wikipedia.org/wiki/Kollokation