Fremdsprachendidaktik betrachtet

Fremdsprachendidaktik ist bis heute ein von seinen Bezugswissenschaften stark beeinflusstes Forschungsfeld. Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedliche didaktische Ansätze entwickelt, die sich gegenseitig ergänzt, widersprochen und weiterentwickelt haben. Das aktuelle Modell in der Fremdsprachendidaktik ist der Konstruktivismus.

Beachtlich bei der Entstehung dieses Modells ist, dass die Grundannahmen und die ersten Ideen, aus einer Bewegung von Pädagogen und Didaktikern hervorgeht. Im Gegensatz zu vielen anderen Modellen, die von der Wissenschaft entwickelt und dann in die Praxis weitergegeben werden, ohne dass ein wirklicher Übertrag stattgefunden hat, was oftmals zu Hürden in der Umsetzung führt.

Der Weg des Konstruktivismus führt von der Praxis zur Theorie. Durch die Anwendung, beispielsweise einer Sprache, sollen sich die theoretischen Hintergründe, wie Grammatik oder Satzbau für den Lernenden ergeben und verständlich werden. Im Schulunterricht wird dieses Prinzip in sogenannten lernautonomen Klassenzimmern schon von verschiedenen europäischen Ländern gelebt. Die Grundannahme ist hierbei, dass Wissen sich nicht einfach von einer Person (sprich dem Lehrer) auf eine andere (den Lernenden) übertragen lässt. Das widerspricht unserem oft praktizierten Prinzip des Frontalunterrichts. Viel mehr geht man davon aus, dass Wissen vom Lernenden konstruiert wird, in dem Vorerfahrungen und der bestehende Wissensstand zur Hilfe genommen werden, um das neue Wissen darin einzuordnen und integrieren zu können. Damit liegt der Prozess des Wissenserwerbs komplett beim Lernenden selbst, indem er sich eine eigene Realität seines Wissens konstruiert. Bildlich beschrieben könnte man sich vorstellen, dass der Lernende bereits ein kleines Haus besitzt, in dem es schon allerhand Ausstattung und Ausbau gibt, also der aktuelle Wissensstand. Der Hausbesitzer hat schon einige Male handwerklich an seinem Haus gearbeitet und weiß mittlerweile zum Beispiel, wie ein Bild an der Wand aufzuhängen ist, das sind seine Vorerfahrungen. Nun möchte er jedoch eine Küchenzeile in sein Haus bauen. Neues Wissen bahnt sich an. Der Lernende weiß schon, wie er mit entsprechendem Werkzeug umzugehen hat und kann sich mit Hilfe von Bauanleitungen und Erfahrungen Anderer aneignen, wie eine Küchenzeile zu bauen ist. Wenn sie fertig ist, hat der Lernende erfolgreich etwas Neues in seinem Haus integriert, das ihm wiederum für den Bau eines Wintergartens oder eines Kamins hilfreich sein könnte.

Lernautonomie ist ein pädagogisches Konzept, das jedoch auch im Hinblick auf ein Fremdsprachentraining interessant ist. Die Idee ist dem Lernenden möglichst viel Selbstständigkeit zu vermitteln, sodass er sein Lernen selbst gestalten kann. Dazu gehört es sich individuelle Lernziele zu setzen, die Lerninhalte und -technik festzulegen, um dieses Ziel zu erreichen und anschließend die Lernergebnisse zu bewerten. Zu Beginn soll der Lehrer noch Hilfestellung leisten, sich aber mehr und mehr zurück ziehen und die Selbstständigkeit des Schülers fördern. Im traditionellen Modell werden Lerninhalte oft von außen gegeben, hierin liegt ein großer Unterschied zum konstruktivistischen Modell, wo die Lernenden sich authentisches Material wählen sollen und diese Auswahl begründen können. Damit ist beispielsweise ein zentrales Lehrmittel, wie ein bestimmtes Buch, nicht mehr notwendig und man bedient sich bei Tageszeitungen oder Podcasts, die authentisches Material im Fremdsprachenunterricht und so eine besondere Relevanz darstellen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Evaluation. Da die Bewertung des Lernergebnisses von außen nicht gegeben ist, muss der Lernende eine Fähigkeit der Selbstbewertung entwickelt, die ihm eine Evaluation des Lernprozesses ermöglicht.

Ein Lernmodell beschreibt Lernen als drei komplexe Operationen, die es zu einer aktiven und vom Lernenden selbst gesteuerten Tätigkeit machen. Somit sind diese Prozesse nicht von außen einsehbar oder beeinflussbar. Dieser Prozess besteht aus den drei Operationen Wissensaufnahme, Restrukturierung und Integration des Wissens, ähnlich wie sie oben auch schon beschrieben wurden. Relevante Aspekte dieser Lerntheorie sind dabei, dass die Welt erkannt und verstanden wird, indem eine Interaktion zwischen Wissensbeständen und Umweltstimuli stattfindet. Dadurch finden emergente Prozesse der Wissenskonstruktion statt und im Gegensatz zur traditionellen Lerntheorie unterscheiden sich besonders die Lernziele beispielsweise beim Erwerb einer neuen Sprache: diese sollen ausgerichtet sein auf die Fähigkeit, Sprache in allen Bereichen zu nutzen und eine angemessene und effektive Kommunikation zu ermöglichen.

Kommunikative Kompetenzen und mündlichen Handlungsfähigkeit sind das oberste Ziel. So sollen die unterschiedlichen Lern- und Arbeitstechniken von den Schülern erprobt und ihre individuell passende Methode gefunden werden. Diese wird meist nach Relevanz und Effizienz ausgewählt und stellt eine Schlüsselfunktion zur Entwicklung von Selbstständigkeit im Lernprozess, aber auch später im Sprachgebrauch dar.

Fremdsprachendidaktik ist also ein breites und spannendes Feld, auch in Kombination mit Lernpsychologie, Lernmodellen und -techniken und verschiedenen Unterrichtsansätzen. Bestimmt sind nicht alle Aspekte auf alle Beteiligten zu übertragen, doch um im Konstruktivismus zu bleiben: jeder sollte sich den Weg auswählen, der der persönlichen Entwicklung entspricht, egal ob als Lernender oder Lehrender. So lassen sich Lernerfolge in vielfältiger Weise generieren.

 

Quelle: Wolff, Dieter (2002): Fremdsprachenlernen als Konstruktion: Einige Anmerkungen zu einem viel diskutierten neuen Ansatz in der Fremdsprachendidaktik; http://babylonia.ch/fileadmin/user_upload/documents/2002-4/wolffint.pdf

weiterführende Links: 

Lernpsychologie: Lerntheorien

Goethe Institut

Gevestor, Lerntheorien im Überblick

Bilder:  João Silas, John Schnobrich und  David Kennedy via Unsplash

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Nonverbale Kommunikation

Wir tun es ständig, wir können gar nicht ohne und tun wir nichts, dann ist auch das eine Botschaft. Nonverbale Kommunikation. Sie begleitet uns tagtäglich und nach dem Kommunikationswissenschaftler Watzlawick können wir gar nicht nicht kommunizieren.

In sozialen Situationen spricht unser Körper also immer mit. Die Art und Weise, wie wir unseren Körper meist völlig unterbewusst einsetzen, sendet an unseren Gegenüber wichtige Signale. Man unterscheidet hier die sogenannte Inhalts- und Beziehungsebenen: auf der inhaltlichen Ebene tauschen wir Informationen auf verbaler Ebene aus. Dagegen tauschen wir auf der Beziehungsebene eine Fülle an sogenannten analogen Informationen aus, die die digitalen, inhaltlichen Informationen zu einem kompletten Bild abrunden und es uns so erst möglich machen den Inhalt auch zu verstehen.

Dabei nutzen wir mehrere Kanäle der nonverbalen Kommunikation: mit unserem Blickverhalten beeinflussen wir ganze Gespräche, wir wissen intuitiv wie lange wir einen Blickkontakt halten und wie intensiv dieser in der Situation sein darf. Die Mimik liefert wichtige und vorallem schnelle Reaktionen auf inhaltliche Informationen, selten können wir unsere Meinung hinter einem gut geübten Pokerface verstecken. Mit Gestik unterstreichen wir unser Gesagtes und damit die inhaltliche Ebene, hierbei ist das Timing besonders wichtig, weil Gestik sonst schnell einstudiert und damit unnatürlich wirken kann. Auch räumliche Distanz spielt eine große Rolle. Meist haben wir gelernt, wie wir Nähe und Distanz einschätzen können, Kinder tun sich damit beispielsweise oft noch schwer und sind entweder distanzlos oder fremdeln.

Nonverbale Kommunikation ist also schwer zu kontrollieren, ganz anders als unsere verbale Kommunikation. Doch gerade im professionellen und Businessumfeld ist es sinnvoll die nonverbale Kommunikation zu trainieren, um sie sicher und zielgerichtet einsetzen zu können. Hält man beispielsweise oft Vorträge macht es Sinn sich von Zeit zu Zeit filmen zu lassen und die Aufnahme auf die eigene Körpersprache hin zu betrachten. Nach Bewerbungsgesprächen, Interviews oder Meetings kann man sich Feedback von Kollegen einholen, die man beauftragt hat, die eigene Gestik und Mimik zu beobachten. Oder man nimmt sich ganz klassisch Zeit vor dem Spiegel, probiert sich aus, versucht verschiedene Positionen, Gesichtsausdrücke, Kopfhaltungen und Gestiken.

Es lässt sich also durchaus etwas an der eigenen nonverbalen Kommunikation verändern, doch unsere Intuition lässt uns selten im Stich, also können wir uns getrost erstmal darauf verlassen, dass wir alles richtig machen. Denn meistens wirken wir am natürlichsten, wenn wir am wenigsten darüber nachdenken.

Ihr arCanum Team

Schonmal über einen Auslandsaufenthalt nachgedacht?

Nicht nur Schüler können während ihrer Schulzeit ein Jahr im Ausland verbringen. Auch viele Arbeitgeber in internationalen Firmen unterstützen ihre Mitarbeiter dabei, eine Sprachreise zu machen.

Eine tolle Gelegenheit die neu erworbenen Kenntnisse direkt im Alltag anzuwenden und den eigenen Horizont zu erweitern. Nicht nur, um endlich mit Vorurteilen über andere Kulturen aufräumen zu können…

Wir helfen gerne mit Informationen und der Vorbereitung!

Interviews richtig trainieren

Interviews und Vorstellungsgespräche sind für viele Menschen leider wie der Gang zum Zahnarzt. Unangenehm und oft gefürchtet, besonders wenn das Gespräch nicht in der eigenen Muttersprache stattfindet. Man hat nur kurze Zeit zu überzeugen, muss auf den Punkt abliefern und das auch noch in einer anderen Sprache.

Business English ist für viele kein Problem mehr, doch wenn es dann dazu kommt das Gegenüber von sich selbst zu überzeugen oder gar Verhandlungen über den neuen Vertrag auf Englisch zu führen, wird das Eis oft ziemlich dünn.

Da ist es doch beruhigend zu hören, dass man Souveränität, Selbstbewusstsein und Sicherheit in solchen Situationen trainieren kann wie ein Athlet. Übung bringt Routine und damit Sicherheit – auch in fremden Sprachen. Dafür bedienen wir uns verschiedener Lerntechniken und Trainingskonzepte, genau wie ein Sportler.

Ein mittlerweile oft genutztes und effektives Mittel ist die Videoanalyse, insbesondere in Gruppentrainings. Man lässt sich in einer konkreten Ausgangssituation – in diesem Fall die Interviewsituation – filmen, analysiert diese anschließend und kann daraus konkrete Verbesserungen ableiten. Das ermöglicht ein späteres Controlling der Lernziele.

Videoaufnahme

Wählen Sie eine möglichst konkrete und realitätsnahe Situation. Beide Interviewpartner sollten vorbereitet sein, das Setting entsprechend gestaltet und die Themen individuell oder gar branchenspezifisch.

Analyse

Anschließend sehen Sie sich Ihr Video an, vergessen Sie nicht sich Notizen zu machen! Was fällt Ihnen sofort auf? Was gefällt Ihnen besonders gut? Wie gefällt Ihnen Ihr Kommunikationsstil? Was sagen Dritte zur Videosequenz, was fällt ihnen sofort auf? Holen Sie sich ehrliches Feedback ein, denn vier Augen sehen oft mehr als zwei.

Konkretisierung und Actionplan

Aus dem Feedback, dass Sie sich generiert haben, können Sie nun konkrete Punkte ableiten, die Sie verändern möchten. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, seien Sie dafür aber möglichst präzise darin, was Sie verändern möchten. Daraus entsteht ein sogenannter Actionplan, der Ihren Fokus auf Veränderungen legt und Sie in die nächste Trainingssequenz führt.

Teilschritte

Zerlegen Sie das Interview in Teilschritte und üben Sie Ihre persönlichen Punkte aus dem Actionplan. Ist Ihnen beispielsweise Ihre Körperhaltung aufgefallen, setzen Sie sich vor einen Spiegel, machen Sie Bewegungs- oder Atemübungen, probieren Sie verschiedene Haltungen aus, in denen Sie sich wohl fühlen. Ist Ihnen aufgefallen, dass Ihre Antworten nicht das ausdrücken, was Sie eigentlich sagen möchten, versuchen Sie ein Stärkenprofil zu erstellen und Ihre Rhetorik bewusst zu überarbeiten. Diese Teilschritte ermöglichen Ihnen aktives Lernen anhand der vorhergegangenen Bedarfsanalyse.

Controlling

Anschließend wird eine erneute Videoaufnahme gemacht, um Ihr Lernen zu kontrollieren. Das dient einerseits dazu Ihnen Erfolge sichtbar zu machen, andererseits um den Prozess des Trainings von vorne zu beginnen: eine erneute Analyse, andere oder weitere Ziele, Bearbeitung dieser in Ihrem Actionplan und anschließend wieder ein Controlling. Diesen prozess können Sie so oft wiederholen bis Sie sich sicher fühlen.

 

Diese Art des Trainings können Sie beispielsweise mit einem Intensiv- oder Sprachtraining kombinieren, sodass nicht nur Ihre Fähigkeiten in der Interviewsituation, sondern auch Ihre sprachlichen Fähigkeiten sich noch weiter verbessern. Sprache und Situation lassen sich wunderbar miteinander verbinden und bestenfalls gemeinsam trainieren.

Viel Erfolg beim Training!

Ihr arCanum Team