Was Fremdsprachen mit Entscheidungsfindung zu tun haben

Ein Forschungsteam an der University of Chicago hat den Zusammenhang zwischen einer erlernten Fremdsprache und dem Prozess der Entscheidungsfindung untersucht und ist dabei zu einem spannenden Ergebnis gekommen. In sechs verschiedenen Experimenten wurden Teilnehmer untersucht, die zum einen English Native Speaker oder Koreanisch Native Speaker waren und später Japanisch, Französisch, Spanisch oder im Fall der Koreanisch Native Speaker Englisch als Fremdsprache gelernt haben.

In einem der Experimente wurden Studenten der University of Chicago, die in der Highschool Spanisch gelernt hatten, aufgefordert eine finanzielle Aufgabe zu lösen. Sie sollten Entscheidungen eines Investments mit Kleinstbeträgen treffen, also einfache “investieren oder nicht”-Aufgaben. Vorher wurde per Zufall entschieden, ob die Studenten die Aufgabe in Englisch oder ihrer erlernten Fremdsprache Spanisch erfüllen sollen.

Statistisch und nach ökonomischen Gesichtspunkten gesehen, war es immer die bessere Lösung zu investieren, um den Gewinn zu maximieren. Das Experiment ergab, dass diejenigen, die die Aufgabe in ihrer Muttersprache Englisch zu 54% auf Investment gesetzt haben, während diejenigen, die die Aufgaben in Spanisch lösen sollten sich in 71% für ein Investment entschieden.

Die Wissenschaftler haben daraus erkannt, dass man weniger emotional entscheidet, sobald man eine Aufgabe in der erlernten Fremdsprache statt in der Muttersprache löst. Selbst wenn man diese sehr gut beherrscht, lässt es einen mehr auf die analytischen Prozesse konzentrieren und wichtige Entscheidungen nach solchen Gesichtspunkten treffen. Diese Erkenntnisse wurden auch in den fünf anderen Experimenten bestätigt.

Mehrsprachigkeit zahlt sich also nicht nur in kommunikativen und sozialen Punkten aus, sondern wissenschaftlich belegt auch in Bereichen, wo es viele Entscheidungen zu treffen gibt. Vielleicht sollten wir uns öfter mal auf unsere erlernte Fremdsprache verlassen, unsere Comfort-Zone etwas verlassen und den Vorteil nutzen, analytischere Entscheidungen treffen zu können.

 

Ihr arCanum Team

Bild:  Nadine Shaabana via Unsplash

weiterführender Link: The Foreign-Language Effect: Thinking in a Foreign Tongue Reduces Decision Biases